waterfronts, Video DVCAM, 60min, USA/A 1998
Drei Kameras umrunden auf einem Schiff der New Yorker Circle Line - voll mit Touristen - die Insel Manhattan. Zwei von ihnen sind jeweils auf ein Ufer gerichtet, die dritte nimmt die Wasserbewegungen vor dem Bug auf. Ausschnitte aus dieser Umkreisung sind in 12-Minuten-Parts auf eine Videofläche moniert: Das Bugwasser nimmt die gesamte Basisfläche ein, auf der sich die Aufnahmen der Ufer schwimmend bewegen. Den Soundtrack bildet die typische Geräuschkulisse eines Schiffes voll mit Touristen, über Lautsprecher ist über weite Strecken die monoton klingende Stimme des Guides zu hören, der endlose Superlative aus der architektonischen und pekuniären Geschichte New Yorks aneinanderreiht. Sie verstummt dort, wo die Aussichten keine allgemein urban konnotierten Bilder bieten und die Wasserqualität des Harlem River trostlos braune Farbe produziert. Eine Art kollektiver Ermüdung, die sich scheinbar über das gesamte Schiff gelegt hat, wird über die Tonspur vermittelt. Erst die Einfahrt in die Hudson Bay und damit in das bekannte „Stadtbild“ reißt die Schiffsreisenden hörbar aus ihrer Lethargie. waterfronts nimmt New York in seiner Position als Stadt am und im Wasser wahr, als einen auf Inseln und Halbinseln schwimmenden Hybriden zwischen der Interpretation als „Asphaltwüste“ und seinem tatsächlichen geografischen Ort und beleuchtet ihn von seinen Wasserwegen her. Die reibende Bewegung zwischen den Ufern verweist auf funktionale und soziale Friktionen zwischen den Territorien, während der Ton Bezug auf die Wahrnehmungsgewohnheiten von Urbanität im Allgemeinen und New York im Besonderen nimmt. Das Nicht-Kommentierte spricht eine deutlichere Sprache als der reale Kommentar.